Unsere Historie

Den Geruch von Reinigungsmitteln lernte Walter Hasenkampf schon früh kennen. Sein Stief-Großvater stellt Bohnerwachs her und sein Vater arbeitet für ihn als Prokurist. Und es zeichnet sich bereits früh ab, dass auch die dritte Generation in der Reinigungsbranche erfolgreich sein wird.

Walter Hermann Hasenkampf, wie er mit vollem Namen heißt, kommt am 6. November 1930 auf die Welt. Die dreiköpfige Familie – Mutter Martha und Vater Walter haben nur ein Kind – lebt in Eimsbüttel, einem Hamburger Stadtteil. Der Stadtteil grenzt an St. Pauli und die Hafenanlagen. Hier wächst er auf, verbringt seine Jugend, die vom Krieg geprägt ist. „Mit 14 Jahren wollte ich mich freiwillig melden“, erinnert er sich mit einem Schaudern: Er erhält eine alte Wehrmachtsuniform und Knobelbecher „mit Einschusslöchern“. Der junge Walter wird als Melder während des möglichen Häuserkampfs eingesetzt und erlebte Szenen, die sich in sein Gedächtnis brennen. „Meine Kindheit war nicht so ganz glücklich“, sagt er rückblickend und schüttelt dabei ganz langsam den Kopf.

Nach dem Zusammenbruch beginnt auch bei Familie Hasenkampf der Wiederaufbau. Und es gibt etwas, das wiederaufgebaut werden kann: Die Firma von Hermann Bohlen. Der zweite Ehemann seiner Großmutter hatte sich schon vor dem Krieg als Drogist selbstständig gemacht. Sein wichtigstes Produkt: Bohnerwachs. Auch Walter Hasenkampf Senior ist als Prokurist Teil des Unternehmens und leitet es, nachdem der Gründer 1936 stirbt.
Nach dem Krieg sind alle Vermögenswerte verloren, der Fahrzeugpark war schon von der Wehrmacht requiriert worden, das Unternehmen ist eigentlich nicht existent. Ein Partner wird hinzugezogen, doch auch das funktioniert nicht richtig. Letztendlich nimmt Walter Hasenkampf Senior die Produktion von Bohnerwachs, dem Selbstglanzwachs G20, Scheuermilch und von den Neutralreiniger auf. „Das muss dann um 1952/1953 in Billbrook gewesen sein“, sagt der Sohn rund 60 Jahre später. Zu dieser Zeit wird aus der Firma Hermann Bohlen die Firma Walter Hasenkampf. Es sind sehr bescheidene Anfänge, weiß er, auch wenn es keine genauen Daten gibt: „Wir haben leider keine Aufzeichnungen von früher“, sagt Walter Hasenkampf jr.

„Damals wurden fast alle Parkettböden mit Bohnerwachs gepflegt“, erinnert sich der 82-Jährige. Und Bohlivia – das Wachs trägt den Namen seines Erfinders Hermann Bohlen – ist ein kleiner Verkaufsschlager: Mit dem Mittel aus Hamburg werden sämtliche Parkettböden der deutschen Karstadt-Häuser gepflegt. Im Kaufhaus an der Mönckebergstraße lernt der junge Hasenkampf dann das Einmal-Eins der Reinigung kennen: Einmal im halben Jahr muss der Boden in dieser Filiale mit Schrubbern, Lappen und Terpentin grundgereinigt werden. Das geschieht nachts, und der Schüler, der 1950 sein Abitur ablegt, bessert sich so sein Taschengeld auf. Doch Walter Hasenkampf jr. lernt nicht nur den Umgang mit Reinigungsmitteln und -geräten kenne, auch in der Produktion ist er zu Hause. „Das was außerordentlich wichtig für meinen Werdegang“, weiß er heute. Ein weiterer Baustein des späteren Erfolgs ergibt sich durch einen weitläufigen Verwandten aus Amsterdam, der feinstes Fensterleder aus Holland nach Deutschland importiert. Er lernt ihn und andere aus diesem jungen Geschäftsfeld kennen. „Auf diese Weise bin ich dann auch mit Karl-Hans Lehmann und Hanns-Heinrich Supthut zusammengekommen“, erinnert er sich. Und an diesem Punkt, Mitte der 1950-er-Jahre, ändert sich sein Berufswunsch.

Denn nach dem Abitur geht er bei der Norddeutschen Bank, einer Vorgängerin der Deutschen Bank, in die Lehre. Anschließend arbeitet er in einer kleinen Privatbank. Sein Weg scheint vorbestimmt. Doch nach vier Jahren ist 1956 Schluss. Zu groß ist der Reiz, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und das Wissen aus Theorie und Praxis der Reinigung zu nutzen. „Da hat mich nichts mehr gehalten, ich wollte selbstständig werden!“, sagte er bestimmt. Er beginnt, Ledertücher zu verkaufen. Dies tut er im eigenen Namen und auf eigene Rechnung. „Das Unternehmen meines Vaters war für ihn ausreichend, aber mich hätte es nicht auch noch versorgen können.“
Er klappert Tankstellen und Glasreiniger ab, bietet ihnen seine Fensterleder an. Anscheinend mit Erfolg: Bei der ersten bundesweiten Fachausstellung der Gebäudereinigerinnung in Hamburg 1958 im Winterhuder Fährhaus ist Walter Hasenkampf jr. mit seinem Stand vertreten. Der Kontakt zu den Glasreinigern führt dazu, dass er sein Sortiment erweitert. „Die kamen zu mir, weil sie wussten, dass ich mich durch meinen Vater auch mit Reinigungschemie und Reinigungstechniken auskannte.“ Die Glasreiniger brauchten Antworten und Lösungen, denn deren Kunden wollten mehr als die bloße Glasreinigung. „Da konnte ich ganz gut helfen“, sagt er mit einem wissenden Lächeln. Sein Geschäft wächst.

1963 ist ein weiteres einschneidendes Jahr – für Walter Hasenkampf jr., aber auch für die gesamte Branche: Henry Unger, der US-amerikanische Reinigungspionier, kommt nach Hamburg und bringt seine Idee aus Kalifornien mit. Statt mit den schweren Chicago-Wischern und auf Leitern zu arbeiten, setzt Unger auf sein Teleskopstangen-System. „In seinem Wohnzimmer hat er mir gezeigt, was er mitgebracht hat und gefragt, ob ich daran interessiert sei.“ Die Antwort ist klar: „Selbstverständlich“, findet der damals 33 Jahre alte Jung-Unternehmer. Die beiden tun sich zusammen und gehen auf Tour, um das System in der Praxis zu demonstrieren. Mit durchschlagendem Erfolg, wie Walter Hasenkampf resümiert: „Die Hamburger Glasreiniger haben vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zu bekommen.“ Alleine wegen der Zeitersparnis gleicht das Stangensystem einer Revolution. „Die mussten erkennen, dass sie vorsintflutlich arbeiteten. Unger erkennt das Potential seiner Idee und entscheidet sich, in Deutschland zu bleiben. Damit legt er den Grundstein für die moderne Gebäudereinigung: In Solingen plant der US-Amerikaner eine Produktion für Glasreinigungsprodukte. Auf dessen Frage, ob er mitmachen wolle, antwortet Walter Hasenkampf dem Freund:

„Nein.“ Er glaubt nicht, dass Wischer ein großes Geschäft werden können: „Ich habe meinen Handel hier in Hamburg, den möchte ich ausbauen.“ Auf den konzentriert er sich. 1963 hat Walter Hasenkampf ein Lager und ein kleines Geschäft im Schanzenviertel. Eine Mitarbeiterin – und später seine Frau Ruth helfen ihm bei der täglichen Arbeit. „Ohne sie würde es das Unternehmen gar nicht geben“, sagt er mit Dankbarkeit in der Stimme. Sieben Jahre zuvor brachte sie mehr als die Hälfte des Gründungskapitals auf: Ohne die 400 DM seiner Verlobten hätte Walter Hasenkampf die benötigten 700 DM nicht stemmen können. 1958 heiraten sie.

1965 baut Hasenkampf in Halstenbek bei Hamburg. Nach mehreren Ausbaustufen wird das Gelände zu klein und 1991 zieht das Unternehmen nach Norderstedt. Dabei setzt Walter Hasenkampf jr. allein auf den Handel. Den Betrieb des Vaters übernimmt er nicht. „Die Produkte waren am Ende nicht mehr so lohnend“, so seine Feststellung. Und gegen die Großen der Branche hätte er damals schon keine Chance gehabt. Um generell die Chancen regionaler Händler auf dem Markt zu verbessern, ist Walter Hasenkampf auch Mitstreiter bei der Gründung der RSP Reinigung Systempartner eG vor knapp zehn Jahren. Das deutschlandweite Netz von Reinigungsgroßhändlern ermöglicht es den regionalen Partnern bundesweit zu agieren und als Gemeinschaft bessere Einkaufsoptionen zu erzielen.

Mittlerweile – die Geschäftsführung liegt seit 2017 in den Händen von Martin Bald – verfügt die Walter Hasenkampf GmbH neben dem Hauptstandort Norderstedt über zwei weitere Niederlassungen in Hamburg.

Mit über 20 Mitarbeitern und einem Komplettsortiment von fast 10.000 Artikeln zählt die Hasenkampf GmbH heute mit zu den führenden Fachgroßhändlern für Reinigungsartikel im norddeutschen Raum. Jetzt nimmt sich Walter Hasenkampf Zeit für das Privatleben. Seine Maxime von damals ist heute erst recht noch aktuell: „Erst der Kunde, dann das Unternehmen, dann man selbst.“

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